Luang Prabang, Laos: Ritt auf den Elefanten

Unsere Tour am Freitag buchen wir bei “Tiger Trail”, einem Unternehmen unter der Leitung des Deutschen Marcus Neuer, den der Reiseführer einen “Ökotourismus-Vordenker” nennt. Wir haben es nicht bereut.

Überhaupt setzen immer mehr Veranstalter auf natur- und sozialverträglichen und fairen Tourismus. Das heißt neben umweltschonendem Verhalten zum Beispiel, Dorfbewohner an den Einnahmen zu beteiligen und viele Informationen über Kultur und Alltag zu vermitteln. Inwieweit das immer ehrlich gemeint und tatsächlich praktiziert wird, können wir nicht beurteilen. Bei “Tiger Trail” haben wir das Gefühl, in guten Händen zu sein.
Bergwelt in der Provinz LuangPrabang
Das liegt nicht zuletzt an unserem Führer Khan (?), der gut Englisch spricht und bemüht ist, uns auch ohne eigene Nachfrage vieles zu erklären. Von Luang Prabang fahren wir rund 40 Minuten im Minivan zu einem kleinen Ort am Fluss, setzen über ans andere Ufer und beginnen unsere Wanderung zu einem Dorf der Khmu, die zu den ältesten in Laos lebenden Ethnien gehören. Mit uns wandert ein französisches Paar mit drei halbwüchsigen Kindern. Der Weg durch Wald und Feld ist meist ziemlich schlammig und rutschig, und nach kurzer Zeit sind nicht nur die Schuhe, sondern auch die Hosen kniehoch verdreckt. Macht nichts, denn +der Blick über die Felder auf die Berge ist wunderschön.

Die etwas pummelige Französin hat Mühe hinterherzukommen, und so ergeben sich immer wieder Wartepausen, in denen unser Führer das eine oder andere erzählen kann. Zum Beispiel zeigt er uns eine sattgrüne Pflanze, die wegen der Form ihrer Blätter “Elefantenohr” genannt wird. Sie sei früher in der Zeit ohne moderne Medikamente mit heißem Wasser aufgegossen und als Mittel gegen Malaria verwendet worden.

Der Wald ist nicht urwüchsig, sondern Wirtschaftswald. So werden Teak-Bäume angepflanzt, deren Holz vorwiegend nach Thailand exportiert wird. Und wir treffen auf Plantagen mit Gummibäumen, an denen Schälchen hängen, in denen die Kautschuk-Flüssigkeit aufgefangen wird. Die Reisernte ist gerade in vollem Gange; auf den Feldern liegen die Reisbüschel zum Trocknen aus. Khan zeigt uns Hopfenfelder – Rohstoff für das “Beer Lao”.

Kurz vor dem Dorf müssen wir über eine äußerst wackelige Brücke aus Bambusstämmen, die über einen Bach führt. Die Französin bricht prompt ein und kann dank helfender Männerarme gerade noch vom unfreiwilligen Bad bewahrt werden. Wir haben den Eindruck, dass ihre Kinder die Mühen und Missgeschicke ihrer Mutter mit klammheimlicher Freude verfolgen.
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Am Dorfeingang kommen wir an der Schule vorbei. Fast jedes Dorf hat eine Grundschule, in die die Kinder fünf Jahre gehen. Für die meisten schließt sich dann eine weiterführende Schule in größeren Ortschaften an, erklärt uns unser Guide. Im Dorf treffen wir auf recht wenige Menschen, zumeist sind es kleine Kinder. Die Erwachsenen sind meist bei der Feldarbeit, die schon am ganz frühen Morgen begonnen hat. Erst am späten Nachmittag beginnt das lebhafte Dorftreiben.
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Das Dorf mit seinen rund 400 Einwohnern ist noch nicht ans Stromnetz angeschlossen. Auf Holzpfählen sind allerdings Solarmodule angebracht, so dass die Hütten seit wenigen Jahren wenigstens zeitweise mit Strom versorgt sind. Etwas aus der Zeit gefallen sehen die High-Tech-Kollektoren schon aus in einem Dorf, in das nicht einmal eine Straße führt.

Unser Führer Khan erklärt uns, dass die Wände der traditionellen Hütten der Khmu aus Bambusflechtwerk bestehen, das Dach aus Schilf. Die Hütten stehen auf Stelzen, die etwa einen halben Meter hoch sind und das Haus über die Sturzbäche der Regenzeit heben. Wer es sich leisten kann, baut ein Dach aus Wellblech, und vereinzelt stehen Steinhäuser der ganz Wohlhabenden.

Die eine Franzosentochter fragt, wo denn hier der Tempel sei. Den gibt es nicht, denn die Khmu sind keine Buddhisten, sondern hängen wie viele der Minderheiten-Völker animistischen Vorstellungen an, sehen also die Natur als beseelt an.

Dann marschieren wir weiter Richtung Elefantencamp, vorbei an türkisgrünen Flüsschen mit kleinen Wasserfällen. An einem etwas größeren Wasserfall mit Badestelle liegt das Camp, reichlich bevölkert von Touristen, das hat schon was von Freibad mit Biergarten. Wären da nicht die Elefanten. Nach einer Badepause ist Reiten angesagt.
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Man ist versucht, das Elefantenreiten für eine etwas unwürdige Touristen-Bespaßungsaktion zu halten. So ist es aber nicht. Denn Elefanten in freier Wildbahn gibt es in Laos kaum noch, und als Arbeitselefanten werden die Tiere auch fast nicht mehr gebraucht. So ist die “Umschulung” aufs Touristentragen für die Dickhäuter die einzige Chance Geld einzubringen und so am Leben zu bleiben. Das Auswildern domestizierter Elefanten ist offenbar wenig erfolgreich.

Ein wenig Bammel haben wir schon, uns auf das Holzbänkchen auf dem Elefantenrücken niederzulassen. Nach wenigen Metern weicht dieses Gefühl jedoch dem Vertrauen, dass Tier und der hinter den Ohren sitzende Mahout, der das Tier mit einem Metallstachel und seinen Beinen lenkt, das Ding schon schaukeln werden. Und Schaukeln tut es in der Tat. Zum Schluss ist dann noch ein Gang der Tiere mitsamt Reitern ins Wasser angesagt. Dazu gehört auch das Nassspritzen der Touristen einschließlich Leute per Rüssel.

Mit dem Elefantenreiten haben wir ein Erlebnis hinter uns, das man in Europa nicht bekommt. Samstag geht es weiter nach Norden, nach Nong Kiao.

[Bericht hinkt ebenfalls etwas der Zeit hinterher]

2 Kommentare zu “Luang Prabang, Laos: Ritt auf den Elefanten”

  1. Eugen sagt:

    die beseelte Natur – das hat was!

  2. Meike sagt:

    Ach ihr Beiden das ist ja alles so schön…
    Ihr seht toll aus auf dem Elefanten..weiter so.

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