Iguazú, Argentinien/Brasilien: Naturwunder
Vor einigen Jahren wurde eine Liste der sieben Weltwunder der Natur veröffentlicht. Dazu gehören die Halong-Bucht in Vietnam und die Komodo-Inseln in Indonesien, beides Ziele auf unserer Reise. Und nun sind wir auf dem Weg zum Wunder Nummer drei: den Iguazú-Fällen.
Nach unserem kurzen Besuch in Lima, der ja nicht zu den Höhepunkten unserer Reise zählt, steigen wir am Freitag ins Flugzeug nach Fox de Iguazu in Brasilien. Den Flug konnten wir bei der chilenischen Hesellschaft LAN recht günstig buchen. Am späten Nachmittag landen wir auf den kleinen Flughafen. Nach dem richtigen Gepäckband müssen wir nicht lange suchen – es gibt nur eins. Und in die 150.000-Einwohner-Stadt müssen wir ebenfalls nicht, denn unser gebuchtes Hostel liegt nur 600 Meter vom Eingang des “Parque National do Iguaçu” (so die brasilianische sprich portugiesische Schreibweise) entfernt. Der junge Mann an der Rezeption des “Iguassu Eco Hostel” empfängt uns ausgesprochen zuvorkommend – trotz des unfreundlichen Verhaltens der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Brasilien gegenüber. Und was zu essen bekommen wir auch. Erstaunt sind wir, dass es jetzt am Abend doch recht kühl ist. Wir hatten in dieser Gegend mit eher tropischen Temperaturen gerechnet, was auch der Normalfall ist.
Brasilianische Seite
Am anderen Morgen machen wir uns bei bestem Wetter zu Fuß auf den Weg zum Eingang des Nationalparks. Obwohl es noch keine 10 Uhr ist, hat sich vor den Kassen schon eine lange Schlange gebildet. Es geht dann aber doch recht zügig bis wir unsere Karten in den Händen halten. Die sind für Ausländer wesentlich teurer als für Brasilianer, eine Praxis, die wir schon aus Argentinien kennen. Entsprechendes ließe sich in Deutschland gewiss nicht durchsetzen.
Im riesigen Besucherzentrum gehen wir durch eine Ausstellung, die über die Geologie, Geschichte und die Vielfalt der Fauna und Flora der Wasserfall-Region informiert. Wir erfahren, dass der spanische Seefahrer Álvar Núñez Vabeza de Vaca wohl der erste Europäer war, der die Wasserfälle zu Gesicht bekam, im Jahr 1542. Geologisch betrachtet fließt der Río Iguazú über ein Basaltplateau, also vulkanisches Gestein, und stürzt am Ende des Lavastroms in ein Sedimentbecken. Die Fallhöhe erreicht gut 80 Meter, ist also nicht spektakulär. Zum Naturwunder werden die Fälle durch ihre riesige Ausdehnung. Denn der Fluss stürzt nicht in einem einzigen Strahl hinab, sondern teilt sich in schier unzählige Wasserläufe, vom Rinnsal bis zur riesigen Wasserwalze. Rechnet man alle Einzelfälle zusammen, dehnen sich die Wasserfälle auf 2,7 Kilometer Breite aus.
So informiert steige wir in einen der Doppeldeckerbusse, die die Besucher durch den Regenwald bis in die Nähe der Fälle bringen. Zwischendurch kann man aussteigen und für extra Geld zum Beispiel eine nervenkitzelnde Bootstour bis haarscharf unter die donnernde Flut unternehmen. Wir begnügen uns mit dem Rundgang zu Fuß. Als erstes begegnen uns allerdings nicht die Wasserkaskaden, sondern Nasenbären. Die possierlichen Tiere haben sich an Menschen gewöhnt und daran, von ihnen gefüttert zu werden. Das sollte man allerdings nicht tun, wird auf zahlreichen Schildern gewarnt. Denn die harmlos wirkenden Tiere können in ihrer Fressgier böse beißen. Und auch den Nasenbären selbst tut das Mästen mit Pommes und Süßigkeiten nicht gut. Sie werden fett und bekommen Diabetes.
Die Wasserfälle sehen wir zunächst von Ferne. Überhaupt ist der Vorteil der brasilianischen Seite der Panoramablick auf die Fälle. Etwas weiter auf dem Weg können wir uns auf einer ins Wasser gebauten Brücke bis recht nah an eine der Hauptabbruchkanten wagen. Das ist nicht nur eine donnernd laute Angelegenheit, sondern auch eine ungemein nasse. Denn die Gischt ist überall und wird Wind weit verweht. Wer sich nicht einen Wasserschutz mitgebracht hat, kann vor Betreten des Steges eine Plastikfolie kaufen. Die Nässe macht das Fotografieren auf dem Steg ungeheuer schwierig, denn kaum hat man die Linse abgewischt, ist sie auch schon wieder zugesprüht. Einem der tosenden Hauptfälle so nahe zu kommen und die Gewalt des Wassers zu spüren, ist ein unvergessliches Erlebnis, das ich nicht wirklich in Worte fassen kann. Etwas ruhiger und trockener geht es auf der Aussichtsplattform zu, zu der wir mit einem Fahrstuhl hochfahren. Von hier oben eröffnet sich aus einer neuen Perspektive ein Panoramablick über die Fälle. Wir sind froh, diesen spektakulären Ort nicht aus der Reiseroute gestrichen zu haben.
Zurück im Hostel bestellen wir ein Taxi, das uns über die nahe argentinische Grenze bringt. In Puerto Ignazú kommen wir im “Garden Stone Hostel” unter. Puerto Ignazú ist ein nettes, kleines Städtchen, das natürlich ganz vom Wasserfall-Tourismus lebt. Wir wollen am Sonntag möglichst früh im Nationalpark sein, bevor die großen Massen die Wege verstopfen.
Argentinische Seite
Leider können wir diesen guten Vorsatz nicht einhalten und brechen später auf, als wir vorhatten. Von Puerto Iguazú fährt im Halbstundentakt ein Bus bis zum Parkeingang. Vorteil der argentinischen Seite ist, so haben wir gelesen, dass man auf den zahlreichen Wanderpfaden den einzelnen Wasserfällen näher kommen kann und auch größere Chancen hat, die Tierwelt des Nationalparks zu erleben. Leider ist es schon so voll, dass sich die Besucher auf den schmalen Wegen und Stegen stauen. Zudem hat ein starkes Hochwasser Brücken weggerissen, so dass der Zugang zur besonders spektakulären “Garganta de la Diabolo” (Teufelsschlund) unmöglich ist. Auch die Bootsfahrt zur “Isla San Martin”, einer Insel inmitten des Hexenkessels der Wasserstürze, ist leider nicht möglich. So müssen wir uns mit zwei etwas harmloseren Rundwegen begnügen, die aber auch großartige Blicke auf verschiedene Kaskaden bieten. Schwer zu sagen, ob die brasilianische oder die argentinische Seite der Iguazuú-Fälle die bessere ist. Helga stimmt für Brasilien, Dieter ist für unentschieden.
Am Montag brechen wir auf zur letzten Station unserer Reise: Buenos Aires. Da der Bus erst am Nachmittag fährt, folgen wir einem Tipp des Lonely Planet und besuchen die “Casa Ecológica de Botellas”. Der Besitzer hat aus Verpackungsmaterial, hauptsächlich aus großen Plastikflaschen, ein Haus gebaut. Außerdem Möbel, Sonnenschirme und Kunsthandwerk, das meist aus Getränkedosen besteht. Ein Beispiel, was man mit Phantasie aus Abfall machen kann.
Am Nachmittag steigen wir dann in den Bus, der uns in 19 Stunden nach Buenos Aires bringen soll. In der argentinischen Metropole, so hoffen wir, werden wir gute letzte Tage unserer Weltreise verleben.
Hola Helga y Dieter,
Bienvenida en Buenos Aires, eine der schönsten Städte der Welt. Genießt sie in jedem Stadtteil, in La Boca, Recoleta, Palermo usw. Fahrt ihr auch nach Tigres? Mit der Bahn nach dort, anschließend per Boot zurück. Unbedingt El Ateno einen Besuch abstatten, ein ehemaliges Theater, heute eine tolle Bibliolthek. Auf Schusters Rappen kann man die Stadt am besten erkunden, doch wie wir Euch kennengelernt haben, habt ihr das sowieso vor. Habt ihr auf der brasilianischen Seite der Wasserfälle auch den Vogelpark besucht? Konntet ihr die Russvögel erkennen, die die tosenden Fälle durchfliegen? Argentinien ist einfach wunderschön, wir wären auch gern wieder dort.
Wir wissen nicht, wann ihr nach old Germany zurückfliegt, doch schon heute wünschen wir einen angenehmen Rückflug.
Alles Liebe und Gute wünschen
Volker und Karin
Vielen Dank für die Tipps, Karin und Volker. In der Buchhandlung “El Steno” waren wir, wie aus meinem Beitrag über Buenos Aires zu entnehmen ist. Und die Begeisterung für Buenos Aires teilen wir. Seit einigen Tagen sind wir wieder zu Hause in Hamburg.
Herzliche Grüße und alles Gute wünschen Helga und Dieter